Notizen einer begeistert Denkenden

Sonntag, 15. August 2010

Hinkend besser lernen

Guten Morgen, liebe GehirnbenutzerInnen

Während meiner Schulzeit hatte ich eine Sternstunde, an die ich mich legebenslänglich erinnere: Herr Volkmar vertrat eine Lateinstunde. Thema: Versmaße. Oh wie schrecklich langweilig!!!

Doch dann begann eine außergewöhnliche, in meiner Schulzeit einmalige Vorführung: Herr Volkmar begann neben seinem Lehrerpult im Kreis zu hinken. Dabei trug er einen lateinischen Text im Takt seiner Hinkschritte vor. Wir schauten uns verdattert und zweifelnd an. Ist der Typ völlig ausgetickt?

Herr Volkmar nutzte unsere Verwirrung amüsiert noch ein bisschen hinkend aus, bis er erklärte: "Das ist der Jambus, der Hinkvers! Kurz - lang - kurz - lang - unbetont - betont", hinkte er weiter. Seine Beinlänge hatte sich speziell für diese Vorführung verändert. Die Klasse brach in lautes Gelächter aus.

Natürlich durften wir kurz darauf selbst auf lateinisch hinken und nie habe ich vergessen, was der Jambus ist.

Herr Volkmar hat (wahrscheinlich ohne Kenntnisse der Gehirnforschung) wichtige Prinzipien für erfolgreiches Lernen angewandt.

- Er hat dem Jambus ein unauslöschliches Bild und Bewegung verschafft
- Er hat uns zum Lachen gebracht
- Er hat uns das Erfolgserlebnis des sofortigen Wissen gegeben.

Inzwischen gibt es Versuche zu diesen Themen. Ohne sie hier ausführlich zu schildern (für Interessierte : "Geist und Gehirn" von Prof. Dr.Dr. M. Spitzer in alpha3, Folge 7 und 94) steht inzwischen fest:

- Menschen mit guter Laune lernen und behalten besser
- Wir haben ein körpereigenes Belohnungsystem (Dopamin). Das versorgt uns immer dann mit opium(!)ähnlichen Stoffen, wenn wir erfolgreich sind. Das heißt: Mit jedem Erfolgserlebnis geht es uns ausgesprochen gut. Wir sind 'high'.
- Aber nicht nur das. Der Ausstoß von Dopamin (für Interessierte - im ventralen Striatum) sorgt außerdem für erweiterten Strassenbau im (orbito) frontalen Cortex, dem Sitz unseres Arbeitsgedächtnisses. Dort entstehen mehr Nervenzellen und deren Verbindungen.
- Mit jeder neuen Verbindung können wir schneller und besser denken und lernen.

Fazit: Danke Herr Volkmar. Sie haben schon in den 70ern den Erkenntisssen der modernen Gehirnforschung Rechnung getragen. Lernen mit Spass, Begeisterung und guter Laune zahlt sich aus.

Und was macht Stress in unserem Gehirn? Das erfahren Sie im nächsten Beitrag.
Ich wünsche Ihnen eine Woche voll mit Lachen und Erfolgserlebnissen.

Maria Stoecker

1 Kommentar:

  1. Danke Maria, ich hab nur zufällig reingelesen und musste prompt schmunzeln. Anschaulich, anschaulich! Mach mich heut gutgelaunt ans Tageswerk, denn wer sagt denn, dass der, der arbeitet, dabei nix mehr lernen kann? Haha!

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