Notizen einer begeistert Denkenden

Montag, 9. August 2010

Flow im Scanner

Liebe GehirnbenutzerInnen,

kennen Sie den 'Flow'? Kennen Sie den 'Flow' im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, Ihrem Studium, Ihren Prüfungsvorbereitungen? Dieses totale Eintauchen in Ihre Beschäftigung, bei der das Zeitgefühl verschwindet, alles fließt, Sie sind locker, Ihre Arbeit macht richtig Spass, Sie sorgen sich um nichts, sind voll bei der Sache?

Was passiert in solchen Momenten im Gehirn? Um diese Frage zu beantworten unternehme ich einen kleinen Ausflug in die Fernsehlandschaft. Meine Lieblingssendungen heißen 'Wer wird Millionär' und 'Geist und Gehirn' von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, auch online zu sehen unter www.br-online.de/br-alpha/geist-und-gehirn/index.xml .

In der 77. Folge (Staffel 6) berichtet er von einem Experiment, das den Flow im Tomographen (Scanner) untersucht und erste Einsichten darüber vermittelt, was bei diesem wunderbaren Gefühl im Gehirn passiert.

Nun ist ein Scanner nicht unbedingt der Ort, an dem man mit Leichtigkeit ins Fließen gerät. Doch das Experiment hat die beteiligten Menschen auf clevere und einfache Art überlistet und dabei eine erstaunliche Tatsache belegt.

Der Versuch bestand aus zwei Durchgängen und je drei Bedingungen: Im ersten Durchgang wurde den Probanden Bilder gezeigt. Sie mussten entscheiden, ob es sich bei den Darstellungen um Tiere handelte. Die Bilder wurden zunächst in Abständen von 1 Sekunde gezeigt (1), danach in gemütlichen 3 Sekunden (2). Eine dritte Aufgabe bestand darin, die gezeigten Bilder emotional zu bewerten (die Kuh gefällt mir, gefällt mir nicht) (3).

Im zweiten Durchgang wurden die gleichen Bedingungen auf Töne angewandt. (Dies ist ein Trompetenton / kein Trompetenton usw.) Wieder wurden die Töne im schnellen, dann im gemütlichen Ablauf vorgespielt, danach mussten sie zusätzlich emotional bewertet werden.

Nun die erstaunlichen Ergebnisse des Versuches: Der Grad des 'Bei-sich-selber-seins' nahm zu, je langsamer die Bilder bzw. Töne präsentiert wurden und erreichte seine stärkste Ausprägung bei der emotionalen Beurteilung des Geschehens.

Als man die Gehirnaktivitäten auf den vom Computer erstellten Landkarten studierte, sahen die Wissenschaftler, dass zwei völlig unterschiedliche Bereiche im Gehirn aktiv wurden: Bei der schnellen Bild- bzw. Tonfolge, die die Versuchspersonen herausforderte bei der Sache zu bleiben, (1Sek) wurden das Seh- bzw. Hörzentrum aktiv. Bei der eher gemütlichen Darbietung (3 Sek) und der emotionalen Beurteilung des Geschehens arbeiteten verstärkt die frontalen Arreale der einzelnen Gehirne. Die Untersuchungsergebnisse zeigten außerdem: Es gab auf den Karten keinen Überlappungsbereich zwischen 'genau hingucken' und 'genau in sich hineinhören' oder zwischen 'genau hinhören' und dem Beurteilen der Emotionen.

Je mehr wir also bei der Sache sind, umso weniger hören wir in uns hinein. Je mehr wir mit unseren persönlichen Emotionen beschäftigt sind, desto weniger sind wir bei der Sache. Das heißt, wenn wir ganz bei der Sache sind, sind wir weit entfernt von Gedanken und Gefühlen, die mit uns selbst zu tun haben. Das heißt aber auch, dass wir weit weg von der Sache sind, wenn uns Stress, Sorgen oder Blockaden belasten. Kommt Ihnen das bekannt vor? Darüber hinaus betreffen Stress, Sorgen und Blockaden oft das Lernen selbst.

Einer meiner Schüler schrieb in seinem Feedback: "Kurz vor meiner Prüfung war es mal wieder so weit, meine altbekannte Lernblockade mit völliger Verweigerung setzte wieder ein, und das immer vor wichtigen Prüfungen. Aber ich lerne generell nicht gerne, ich bekomme beim Lernen immer so ein wirkliches Unwohlsein und möchte nur weglaufen und lenke mich ständig ab. Dann mache ich ich mich selbst für meine Unfähigkeit fertig."

Da haben wir den Salat! Typischer Fall von Frontallapperitis! Sie können im Feedback auf dieser Website nachlesen, wie sich dieser 'Fall' weiterentwickelt hat, wie er den Spaß an der Arbeit kennengelernt, bei der Sache bleiben konnte und seine Prüfung bestanden hat.

Genug für heute.
In der nächsten Woche können Sie etwas über die Auswirkungen von positiver Bestätigung auf das Lernen lesen.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine Woche voller Flow-Erlebnisse.

Maria Stoecker

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