Notizen einer begeistert Denkenden

Donnerstag, 8. September 2011

Wachstum und/oder soziale Attacke

Liebe Gehirnbenutzer/innen,

heute möchte ich Ihnen Informationen aus einem Vortrag von Gerald Hüther, Neurobiologe, wiedergeben, die mich sehr bewegt haben.

In seinem zweistündigen Vortrag „Die Zukunft des Lernens“ beschäftigt er sich mit Aspekten des vorgeburtlichen Lernens bis hin zu Vorschlägen für eine veränderte Schullandschaft. Ich möchte Ihnen hier einen Auszug wiedergeben, den ich für besonders wichtig halte. Er beinhaltet sinngemäß folgendes:

Neugier, Herausforderung, positive Bestätigung erzeugen Wachstum. Diese Eigenschaften schaffen Weltentdecker und Weltgestalter. Wertschätzung, Zuneigung, Lust und Selbstvertrauen setzen einen positiven Lernzyklus in Gang. Wenn wir Erfolg haben, suchen wir weiter nach dem Schönen. Dieser Lernzyklus geht unter die Haut, prägt sich tief im Gehirn ein.

Jedes Mal wenn wir eine Bestätigung erhalten, wird das Selbstbelohnungssystem im Gehirn in Gang gesetzt. Serotonin und Dopamin (das ist wie eine kleine Prise Kokain und Heroin gleichzeitig – wir sind ‚high‘) werden ausgeschüttet. Damit werden alle Lösungen, die uns erfolgreiche Erlebnisse verschaffen, fest im Gehirn verankert, eingebügelt: Bestehende Synapsen werden verstärkt, neue Verbindungen geschaffen. Das heißt: Erfolg macht uns auch klüger.

All das, was wir in einem erfolgreichen Zyklus lernen, wird fest ins Gehirn eingebrannt. Wir gehen mit diesen Erfahrungen weiter, wollen die Welt entdecken, mit dem Selbstvertrauen, das uns der Erfolg gegeben hat. (Das bezieht ein, dass wir uns auch gerne anstrengen – dazu demnächst mehr.)

Es gibt kein genetisches Programm im Gehirn, das für Misserfolge sorgt. In Misserfolge werden wir immer durch jemand anderes gestoßen. Ein Misserfolg ist immer auf ein soziales Attentat zurückzuführen, das durch andere Menschen ausgelöst worden ist. Jemand ist nicht zufrieden mit dem was wir denken und wie wir sind. Menschen, die uns zeigen, dass wir nichts können, dass wir nicht dazugehören, sorgen für diese Misserfolge. Lehrer lassen uns nicht zeigen, was wir können. Klugscheißer und Besserwisser rauben uns den letzten Mut.

Schließlich sagen wir uns selbst, dass wir eine Pfeife sind, denn alles andere ist zu deprimierend. Und dann sagt das Gehirn: „Ha, hab ich doch gleich gesagt“, und wertet diese Aussage als Erfolg. Mit diesem ‚Erfolg‘ kann ich vor den Menschen treten, der mich negativ bewertet hat: „Ich bin eine Pfeife!“, sagen wir nun selbst. In diesem Moment springt das Belohnungssystem an. Das Gehirn deutet die negative Nachricht in eine positive um. So frisst sich die negative Selbstüberzeugung über das Belohnungssystem fest in das Gehirn ein. Dann sind wir nicht mehr erreichbar für positive Botschaften.

In der Zusammenfassung bedeutet das: Wir lernen am besten durch Erfolge und Bestätigung. Die verschaffen uns nicht nur ausgesprochen gute Laune (wer kennt sie nicht nach einem Erfolg oder positivem Erlebnis?) wir werden auch noch klüger! Das Selbstbelohnungssystem des Gehirns brennt diese Erfahrungen tief in sein Netzwerk ein und vermehrt auch noch seine Verbindungen.

Misserfolge sind nach Gerald Hüther soziale Attacken, durch unsere Mitmenschen verursacht (Vorsicht, wir sind auch ein Mitmensch!). Die negative Bewertung wird übernommen „Ich kann ja sowieso nichts!“ und vom Gehirn umgepolt in eine positive Botschaft. Damit brennt sie sich genau so tief ein wie ein Erfolg. Deshalb werden wir diese verflixten behindernden Urteile über uns so schlecht los.

Mehr möchte ich heute nicht schreiben, genug Stoff zum Nach - denken.

Liebe Grüße

Maria Stoecker

PS: Ein Satz in dem Vortrag hat mich ganz besonders gefreut:

„Wirkliches Lernen findet nur mit Begeisterung statt.“

Leute kommt zuhauf, ich zeige euch wie es geht!

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